Keine routinemässige Antibiotikagabe bei unkomplizierter Blasenentzündung und zufällig entdeckten Bakterien im Urin.
Die Mehrheit (50–70 %) der unkomplizierten Blasenentzündungen heilen von selbst ab und nur in seltenen Fällen (1–3 %) entsteht aus einer unbehandelten Blasenentzündung eine Nierenbeckenentzündung. Deshalb reichen bei Patientinnen mit Zeichen einer Blasenentzündung (häufiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Bereich der Blase) oftmals eine erhöhte Trinkmenge und die Einnahme von Entzündungshemmern (z. B. Ibuprofen) als Behandlung aus. Wenn die Symptome klar sind, muss bei erstmaligen oder seltenen (maximal 2x pro Jahr) Blasenentzündungen auch keine Urinuntersuchung gemacht werden. Erst bei Nierenbeckenentzündungen (zusätzlich Fieber und/oder Flankenschmerzen neben den obengenannten Symptomen) und bei wiederholten Blasenentzündungen (mehr als 2x pro Jahr) ist eine Untersuchung des Urins sowie die Einnahme von Antibiotika notwendig. Dasselbe gilt für Frauen mit Risikofaktoren wie Schwangerschaft, Diabetes, Immunschwäche und anatomischen Veränderungen (z. B. Senkung der Beckenorgane Blase, Vagina oder Gebärmutter).
Wenn keine Symptome einer Blasenentzündung bestehen, sollte weder bei schwangeren noch bei nicht-schwangeren Frauen routinemässig nach Bakterien im Urin (Bakteriurie) gesucht werden. Falls bei diesen Patientinnen eine Bakteriurie als Zufallsbefund entdeckt wird ohne dass Symptome vorliegen, dann sollte auch keine Behandlung erfolgen. Einzig vor urogynäkologischen Eingriffen (Operationen im Bereich von Beckenboden und Blase sowie Blasenspiegelungen mit Biopsie) sollte die asymptomatische Bakteriurie gesucht und behandelt werden.
