Top-5-Listen>Medizinische Onkologie (2024)

Medizinische Onkologie

Die Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Onkologie gibt die folgenden Empfehlungen ab:

1) Keine tumorgerichtete Therapie bei Patientinnen und Patienten mit Performancestatus 3–4, Versagen von Standardtherapien und fehlender Evidenz für weitere Therapielinien.

 

In oben genannten Situationen sind Therapieversuche meist unwirksam und toxisch. Ausnahmen sind Patientinnen und Patienten mit Tumoren mit sehr hoher Chemotherapieempfindlichkeit oder behandelbaren Treibermutationen, bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht für ein rasches Ansprechen und eine Verbesserung des Allgemeinzustandes. Diese Empfehlung bezog sich ursprünglich auf Chemotherapien, gilt aber auch für Immuntherapien und gezielte molekulare Therapien im Off-Label-Bereich.

 

Literatur: 

American Society of Clinical Oncology Choosing Wisely. ASCO’s 2021 Top Five List in Oncology. Last reviewed 2021. Available from: https://old-prod.asco.org/news-initiatives/current-initiatives/cancer-care-initiatives/value-cancer-care/choosing-wisely

2) Keine prophylaktische Gabe von granulozytenstimulierenden Wachstumsfaktoren (G-CSF) nach Chemotherapie, ausser wenn das Risiko für eine febrile Neutropenie mindestens 20 Prozent beträgt.

 

Aktuelle Richtlinien empfehlen den prophylaktischen Einsatz von G-CSF («granulocyte-colony-stimulating factor»), wenn das Risiko für eine febrile Neutropenie unter einer Chemotherapie mindestens 20 Prozent beträgt und wenn keine Alternative besteht, die den Einsatz von G-CSF nicht erfordert.
Ausnahmen sind Patientinnen und Patienten mit hohem individuellem Risiko einer febrilen Neutropenie, zum Beispiel infolge Alter, Begleiterkrankung, Krankheitssituation oder Vorbehandlung.

 

Literatur: 

American Society of Clinical Oncology Choosing Wisely. ASCO’s 2021 Top Five List in Oncology. Last reviewed 2021. Available from: https://old-prod.asco.org/news-initiatives/current-initiatives/cancer-care-initiatives/value-cancer-care/choosing-wisely

 

 

3) Keine prophylaktische Gabe von Antiemetika, die bei mittel- und hochgradig emetogenen Chemotherapien indiziert sind, wenn die Chemotherapie ein niedriges oder kein emetogenes Potenzial hat.

 

Für den korrekten Einsatz von Antiemetika existieren Richtlinien. Diese orientieren sich am emetogenen Potenzial von medikamentösen Tumortherapien. 5HT3-Rezeptor-Antagonisten sind bei mittel- und hochgradig emetogenen, NK1-Antagonisten nur bei hochgradig emetogenen Chemotherapien indiziert.
Eine Ausnahme sind Patientinnen mit Brustkrebs und Therapie mit Doxorubicin und Cyclophosphamid, diese profitieren von NK1-Antagonisten.

 

Literatur: 

American Society of Clinical Oncology Choosing Wisely. ASCO’s 2021 Top Five List in Oncology. Last reviewed 2021. Available from: https://old-prod.asco.org/news-initiatives/current-initiatives/cancer-care-initiatives/value-cancer-care/choosing-wisely

4) Keine PET-Untersuchung in der Nachsorge bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten, wenn nach einer Behandlung eine vollständige Remission vorliegt, ausser es besteht hohe Evidenz für den Nutzen einer PET-Untersuchung.

 

Die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) hat bei vielen Tumorkrankheiten einen erwiesenen Nutzen in der Diagnostik, beim Staging und in der Überwachung des Therapieansprechens. In der Tumornachsorge besteht momentan keine hohe Evidenz für den Einsatz der PET für die Früherkennung von Tumorrezidiven.
Unklare beziehungsweise falsch-positive PET-Befunde können Strahlenexpositionen, Fehldiagnosen, invasive Abklärungen, Überbehandlungen und weitere Komplikationen verursachen.

 

Literatur: 

American Society of Clinical Oncology Choosing Wisely. ASCO’s 2021 Top Five List in Oncology. Last reviewed 2021. Available from: https://old-prod.asco.org/news-initiatives/current-initiatives/cancer-care-initiatives/value-cancer-care/choosing-wisely

5) Keine gezielte molekulare Therapie, wenn der prädiktive Biomarker im Tumor nicht nachgewiesen wurde.

 

Die Wirksamkeit von gezielter molekularer Therapie hängt von bestimmten molekularen Eigenschaften des Tumors ab (Biomarker). Oft handelt es sich um Proteine, die infolge von Treibermutationen permanent aktiviert sind und den Tumor zum Wachsen bringen. Einige solche mutierten Proteine (z.B. Rezeptor-Tyrosin-Kinasen) lassen sich mit gezielter molekularer Therapie hemmen, was ein Ansprechen der Tumoren bewirkt. Bei Tumoren ohne entsprechende Biomarker wirken gezielte molekulare Therapien nicht.
Verglichen mit Chemotherapien liegen die Preise für gezielte molekulare Therapien deutlich höher, weil diese Präparate patentgeschützt sind. Wie bei allen Tumortherapien gibt es auch hier Nebenwirkungen.

 

Literatur: 

American Society of Clinical Oncology Choosing Wisely. ASCO’s 2021 Top Five List in Oncology. Last reviewed 2021. Available from: https://old-prod.asco.org/news-initiatives/current-initiatives/cancer-care-initiatives/value-cancer-care/choosing-wisely

 

Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Onkologie 

 

www.sgmo.ch

 

 

Informationsflyer zu dieser Liste